Freitag, 24. März 2006

eigennützigkeit

kurzentschlossene können heute ab 20:00 uhr im kulturlabor stromboli in den genuss von amanshausers und wenzls trauriger liebeslyrik mit tschinbum-musik, diversem weiteren kulturschnickschnack und mir kommen. eintritt 3€, anreise buslinie 4. weitere infos

Dienstag, 14. März 2006

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Turin Brake - The Optimist LP
Gute Musik zeichnet aus, dass sie erst beim dritten, vierten mal hoeren langsam hochfaehrt, und die Form dann ziemlich lang steigern kann. Und dann ziemlich lang halten kann. Turin Brake kann. Obwohl man denen gerne vorwirft, ihre Terzen-Seeligkeit waere gar zu honigsuess. Jetzt sind aber einerseits Terzen im Mozart-Jahr schon tolerierbar und andererseits federn die mit dem lieblich-zweistimmigen Gesang, androgyner und höher noch als Thom York oder Neill Young, nur die Zirrhosen im Text und die Schräglagen in der Meldodiefuehrung ab. Gute Platte!

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Bester Filmdialog ever:
Shit!
What?
Cops.
Shit.

Aus Blues Brothers

Mittwoch, 8. März 2006

allright, frierkids?

liebe und freiheit sind die zwei worte, für die wir noch längst nicht bereit sind



ein schimpf- und schandlied auf das versagen der gesellschaftlichen innovationsbestrebungen des vergangenen jahrhunderts zu singen war/ist unter anderem ja auch ein anliegen von autoren, die unter anderem auch die für den einen oder anderen content contribiutor dieses resorts nicht völlig einflusslosesten texte verfassten (das resort berichtete). andrea rothaug erzählt ihren debutroman "frierkind" also sozusagen aus dem gemachten bett heraus: aber 68er-bashing lesen - ja bitte.

andrea rothaug, jahrgang '65, hat so viel streetcredibility, da können bleiche französische informatiker ihr geburtsjahr fälschen wie sie wollen und müssen trotzdem einpacken. wenn der papierform nach wer dem nonkonformismus ein atonales requiem singen darf, dann sie.

und genauso ist es dann auch: holly, so was wie hhs szenequeen, arty und befreit bis dorthinaus, und ihr blödes urbanes pennerumfeld machen dem protagonisten unseres kleinen bildungsromans, max tinker, das leben zur hölle. max tinker durfte schon immer alles, außer konventionen einzuhalten. klar, dass da dem klischee entsprechend ein pedantischer psychopath herauskommt, unfähig zu allen menschlichen regungen und vor allem zur liebe. max tinker liebt seine ticks, schmutz, rotz, dreck und onanie. [ein kleiner nebensatzsexismus könnte jetzt erwähnen, wie verblüffend gut rothaug die hormonellen nöte ihres antihelden (nebensatzsexismen zucken nicht mit der wimper, wenn sie "antiheld" schreiben) beschreibt, der eigentliche text verkneift sich das mal.]

dann kommt auch noch ein mädchen ins spiel. eine art "kevin blechdom oder gustav meets the swan"-figur führt den armen tinker in die geheimnisse menschlicher wärme und nähe ein, ist zum guten glück aber selbst kaputt genug, um ihm auch gerade noch genug weh zu tun, als dass die kitschszenen zu zahlreich zum störungsfreien überblättern wären. in den manigfaltigen nebenfiguren und ihren blöden kunstprojekten dürfen sich dann wohl rothaugs künstlerfreunde wiederfinden.

schwer zu sagen, warum man den aus frustration über seine blöden hippieeltern kleintierfickenden tinker und seine popkulturzitatgewürzte boy-meets-girl-story nicht entnervt als ungelungene übersetzung der vorbilder zur seite legt. es liest sich eben gut. ist irgendwie gut. man denkt sich immer, eigentlich müßte ich das hassen, aber die darf das. vielleicht ist es die popsongausmaße annehmende leitmotivik. vielleicht diese sprache (normalerweise todesstrafe), diese ellipsen (normalerweise todesstrafe), diese, wehe wer lacht, poesie (normalerweise besonders grausamer tod, als könnte sprache mehr, als sie kann). die fast zum normalerweise ebenfalls mit todesstrafe belegten kapitalverbrechen der primärtextstilimition durch die kritik verführen könnte. fast nur. nicht ganz. peinlichkeit, nicht notwendigkeit.

höchstwahrscheinlich ist es aber auch nur, dass max tinker in seiner freizeit bret easton ellis liest.

andrea rothaug: frierkind, eichborn, frankfurt a.m., 2005, 243 seiten

Montag, 6. März 2006

"Tu prendras le gout..."

2 Anfangsszenen : Ein Mann und eine Frau nützen scheinbar die Intimität eines Zugabteils für eine flüchtige Affäre. Doch der Eindruck täuscht, aus dem fasrigen Schwarz-Weiß des Bildes löst sich die Hand des Mannes und rammt sich auf die Brust der Frau, die langsam unter wiederholtem Zustechen ihr Leben aushaucht. Schnitt. Eine Einstellung wie aus einem handelsüblichen Thriller. Der selbe Mann, kniend neben einem in weißes Leinen gewickelten Körper. Der Mann beginnt ungezwungen Regeln zum Versenken von Leichen zu referieren. Kinder sind mit ihrem Eigengewicht zu beschweren, Zwergenwüchsige mit ihrem doppelten Eigengewicht, da ihre Knochen dichter sind. Wieder täuscht der Eindruck. Es handelt sich nicht etwa um einen Ermittler, der soeben eine Wasserleiche geborgen hat, sondern um Ben, (Anti-)Held der belgischen Produktion „C’est arrivé près de chez vous“ (1992) und er wird besagtes Bündel in Kürze versenken – ebenso wie noch zahlreiche weitere.
Gleich zu Beginn: Wir haben es mit einem revolutionären Film zu tun. Denn die Regisseure erreichen Rémy Belvaux und André Bonzel eine vollkommene Umwertung sämtlicher Dokumentarstilmittel indem sie das System des Genres von Seiten des dokumentierten Objekts aushebeln. CAPDCV tauscht schlicht und ergreifend eine der Variablen in der Gleichung eines typischen Dokumentarfilms aus und besetzt sie mit einem Tabu. Denn die Person die hier von einem Kamerateam begleitet wird, zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Form des Broterwerbs aus: Ben tötet Menschen und raubt sie aus.
Die Grundfragen, die hier mit rabenschwarzem Zynismus gestellt werden, kennt man aus Diskussionen über Kriegsberichterstattung: Wie verhält es sich mit der Schuldigkeit des Beobachters, des Dokumentaristen? Fordert der Beobachter die Tat auch heraus? Die Antwort des Films ist eine doppelte: Mörder sind auch nur Menschen und Dokumentaristen sind auch nur Mörder. Denn auch wenn das Kamerateam zu Beginn noch versucht, objektive Distanz zu wahren, taucht es immer mehr in eine soziale Beziehung mit der Hauptfigur ein und wird so langsam nicht nur selbst zum Inhalt des eigenen Dokumentarfilms, sondern darüber hinaus auch zum Mittäter von Bens Handlungen. Selbst wenn der Tonmann über den Haufen geschossen wird: Dies sind eben die Gefahren der Arbeit und um selbige fertig zu stellen, werde man weiter arbeiten. Ungereimte Unschuldigkeitsbekundungen, die sich in keinster Weise von jenen des Mörders selbst unterscheiden. Vielmehr ist es diese Auffassung des eigenen Tuns als „Arbeit“ die das Team auf die gleiche Stufe mit dem Mörder stellt, welcher mit dem selben Argument den Mord an einem Kind rechtfertigt: Es sei nicht angenehm, aber eben unausweichlich.
Wer bei dieser Hinterfragung der Medienberichterstattung an Oliver Stones Natural Born Killers erinnert wird, liegt nicht gänzlich falsch. Jedoch geht CAPDCV ein Stück über Stone hinaus, die selben ethischen Grundfragen werden hier noch radikaler und provokanter gestellt und so auf eine neue Ebene gehoben. Denn die Reflexionen über die Genese der Gewalt und ihre Darstellung als Folge soziologischer Missstände fehlen hier völlig. Diese Figur ist, ebenso wie das Kamerateam, Exponent einer unauffälligen Mittelschicht – Das Biest Mensch eben, gefilmt in freier Wildbahn.

Donnerstag, 2. März 2006

freiheit aus einem männermund

"i can play the drums in a band too"



die musikjournalistin kerstin grether erinnert in ihrem im hamburger urbanen-penner-millieu spielenden debutroman über die sichs fürs gesangscasting kaputthungernde komikzeichnerin sonja daran, dass feminismus nicht nur das zweitlästigste kneipenstreitthema nach nazikram ist.

wenn man bei der geburt das physische geschlecht mit den zwei verschiedenen buchstaben zugeschrieben bekommen hat und deswegen, so gut man eben kann, auch das dazugehörige soziale nachspielen muss, kann man zu manchen büchern leider fast nichts sagen. aufgrund der vorteile in 99% aller anderen lebensbereiche kann und will man darüber auch nicht weiter klagen.

kerstin grether hat jedenfalls zwei gleiche chromosomen und in grauer vorzeit ein buch geschrieben, das mir aus verschiedenen gründen im ersten drittel nicht, im zweiten gar nicht und im dritten so ok gefallen hat. für die damalige zeit (holofernes-blurb am backcover) war das wohl irgendwie repräsentativ und wichtig, trotzdem hat da die literatur mit dem p-wort halt doch schon sehr komisch gerochen.

grether als popjournalisten mag ich ja sehr. könnte ich mich dazu äußern, würde ich zu ihrem romandebut aber sagen, dass das zitat-dings z.b. bei volkmann einfach mehr spaß gemacht hat, dass dieses empflichkeits-erinnerungs-ich-ding halt doch doof ist, dass man damals ja angetreten war gegen genau diese 80er-themen-as-in-magersucht-romane (hätte ich vorher schon gewußt wie sehr so was nerven kann, hätte ich nie nie nie erwähnt, dass ich immer dicker werde), dass dieses wir-coolen-aber-eigentlich-armen-selbstausbeuter-ding nervt, dass ich andere female-gender-role-modells bevorzuge, dass da auf den letzten 30 seiten aber was passiert, was ich nicht beschreiben kann, was mich damit aber irgendwie versöhnt. versöhnt weil: naiv gelesen endlich alle langweiligen 150 seiten davor gerechtfertigt werden und und versöhnt weil: endlich klartext kommt:

"keiner macht es uns leicht, einfach nur frei zu sein. denn wir träumen davon, uns für die träume anderer zu eignen. möchte irgendwer uns bitte richtig einschätzen, äh, einsetzen? wir sind die musen des neoliberalismus - an uns sieht man, was man menschen alles antun kann.

hungern ist so erschöpfend, da erfindet man keine neuen soundmuster mehr. das überlässt man den ausnahmen, die die regeln bestätigen. bei so bands wie musabuse denken doch sowieso alle schon von vornherein: das ist eh nicht normal, was die mädels da machen - aber gut. lass uns halt ein bisserl was davon in unser system integrieren."


ein kurzer abschlusssexismus: man kann nicht immer nur jungsromane lesen. lest doch mal einen mädchenroman. und wer noch einmal sagt, mädchen können ja auch ganz gut schlagzeug spielen, schreibt bis morgen hundertmal "die genderkeule knechtet uns alle immer noch und im spätkapitalismus umso mehr" in schönschrift.

die abteilung gender und unbehagen des resort empfiehlt zur anschaffung für die heimische hausapotheke:

kerstin grether: zuckerbabies, ventil, mainz, 2.auflage 2004, 202 seiten

im julei kommt der spaß übrigens bei suhrkamp neu und kerstin grether damit wohl groß heraus.

Samstag, 25. Februar 2006

In fact your just fiction

Gimme-fictionEs ist ein bisschen als ob man sich einen Film, den man „damals“ im Kino nicht gesehen hat, später im Fernsehen ansieht. Der Rahmen ist anders, und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, eine Art Jet-Lag zu erleben - alles ist zeitversetzt: Zum Beispiel, wenn man das letzte Spoon-Album „Gimme Fiction“ nur ein Jahr nach seinem Erscheinen im Plattenladen seines Vertrauens um 7 Euro bei den Sonderangeboten findet. Mitleidig trägt man den angeschlagenen Silberling nach Hause. Das ist ja kein Zustand.
Dennoch muss man sagen, dass es eben Bands gibt, die zur falschen Zeit versuchen, alles richtig zu machen. 2005 war eindeutig das falsche Jahr für Spoon. Inmitten eines (immer noch anhaltenden) Stromes aus diversen Bloc-wir-entdecken-die-Basedrum-neu-Party Duplikaten, veröffentlichten Spoon ein Album, das klingt, als hätte sich Vordenker Britt Daniel mit seiner Band und dem Beatles-Backkatalog für ein Jährchen in einem dunklen Keller verrammelt. Britt Daniels Stimme erinnert teilweise stark an jene John Lennons, tarnt sich zur Abwechslung aber auch gerne einmal als Prince-Double („I turn my camera on“), während Piano und Schlagzeug brav einen gewissen Groove erzeugen, der uns alle von den glorreichen Zeiten auf den Erdbeerfeldern träumen lässt. Das Ergebnis ist angenehm (siehe vor allem „The beast and dragon, adored“ oder das oben erwähnte „I turn my camera on“), aber leider nicht berauschend. Das Album bleibt allzu oft einer unangenehm gefälligen Akkord-Behandlung im Stil des alternden Paul McCartney verhaftet, wodurch es vielen Songs schlicht an wirklichen Höhepunkten fehlt. Man walkt (durchaus gute) Grundideen auf Songlänge aus, versäumt aber für strukturierende Brüche zu sorgen. „Gimme Fiction“ ist ein handwerklich solides Album geworden, das aber leider eben nicht den Verve hat(te) um neben den dynamischen Stampfbeat-Abenteurern dieses und letzten Jahres wirklich hervorzustechen.
Britt Daniel wird gerne als einer der großen, zähen Arbeiter des amerikanischen Rocks beschrieben. Er scheint müde zu sein. Lassen wir ihn rasten.

Donnerstag, 23. Februar 2006

Uneigennützige Werbeeinschaltung

Herr Tramper (siehe hier) sucht wieder einmal die Hauptstadt heim. Und zwar am
Samstag, den 25.02.06, um 21 Uhr im Tunnel (Florianigasse 39, 1080 Vienna)
weitere Infos im Soundpark

Mittwoch, 15. Februar 2006

some different kind of glasperlenspiel

f. hat damals nicht verstanden, wie ich das meinte, dass man sich immer so schmerzhaft schämt, weil man immer so viel so schlechtes zeug raushaut und es deswegen aber trotzdem macht. t. hat mir gemailt, dass er wir-schlafen-nicht (doc, 24 KB) seinen geschwistern vorgelesen habe und dass es ihnen gefallen habe und dass es ein bisschen wie hesse sei.

Dienstag, 7. Februar 2006

weiter im programm

wo wir schon einmal dabei sind, auch in eigener sache: spittelberger's erben - café für ton, bild & tanz. # xviii: jugendsünden. gestern, heute & morgen. dort steht eh alles. bitte kommen.

unentgeltliche werbeeinschaltung

die eigentlich (will sagen: im netz) nicht existente theatergruppe nothdurft. verein für theater|die.dilet.tanten haben zwar einen namen, zu dem ich keine meinung habe, aber sie spielen ihr selbst geschriebenes stück "ausbruchstimmung" am kommenden fr 10.2. und sa 11.2 um 20:00 uhr im lobkowitzgebäude in hall i.t. (das ist das hinter dem salzlager, beim unteren stadtplatz aus dem vierer aussteigen und nach dem weg fragen, wers nicht kennt).

nothdurft selbst über ihr stück: "eine abschiedsparty. ein paar freunde. ein wohnzimmer, ein bad, eine küche. ein langweiliges fest. bis ein brief alles verändert.
ein stück zwischen realität und wahnsinn, freundschaft und hass, liebe und grausamkeit."


das resort weiß nicht, wie das wird, aber wer das nicht alles selbst zuhause hat und auch wer schon, kann es sich jedenfalls mal angucken. bei einer der beiden vorstellungen wird das resort auch in person anwesend sein, wenn es sich irgendwie ausgeht.

ausbruchstimmung, 10. und 11.2., 20:00 uhr, 6€, lobkowitzgebäude, hall i.t.

Montag, 6. Februar 2006

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Die Retrodigitalisierung.

We are ugly but we have the music

Blog für (Lebens-)Kunst und andere Eigenwilligkeiten

The ones with the sorest throats:


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Malajube
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